Matcho AA

Der weiße Rabe

von Gerd D. Gauger 

Im Alter von 17 Jahren ging der französische Anglo-Araber Matcho AA, seit 1983 in Oberndorf stationiert, an den Folgen  einer Kolik ein.

Wenn auch Georg Vorwerks Furioso II so etwas wie einen Franzosen-Boom in den deutschen Pferdezuchten lostrat, schauten die Springpferdezüchter erst mit mehr  als nur freundlichem Interesse über die Grenze, als sie immer mehr Nachkommen des Anglo-Arabers Nithard AA anschickten, die großen Parcours der Welt zu erobern. Die hannoverschen Züchter, die dem polnischen Anglo-Araber Kurde, dem Weiler Vollblutaraber Jason ox und dem ungarischen Araber Gazal VII zwar Pferde mit viel Schmelz und Charme, aber ohne den letzten durchschlagenden Erfolg im Sport verdankten, warteten zunächst einmal ab, wie sich die Nithard AA-Nachkommen in der Nachbarschaft machten. Dabei fiel ihr Auge auf den Vorwerkschen Schimmel Inschallah AA, den Prüfungssieger von 1972, der eine Nithard AA-Mutter hatte, aber auch auf den Nithard AA-Sohn Pancho II AA, der mit Paladin AA und Panther AA zwei recht ordentliche Söhne für Deutschland lieferte, in seiner französischen Heimat aber ein ausgesprochener Spitzenvererber war.

Ende 1981 schlug Landstallmeister Dr. Burchard Bade zu: in Südfrankreich erwarb er einen pechschwarzen Poncho II AA-Sohn, der soeben eine erfolgreiche Saison auf der Flachen hinter sich gebracht hatte: bei sieben Starts in Anglo-Araber-Rennen hatte er drei Siege und vier Placierungen auf seinen Namen gebracht. Matcho AA hieß der knapp 163 cm große Rappe, und so wie er hieß, kam er auch daher: kess, immer auf dem Quivive, immer bereit, mehr zu tun, als man von ihm verlangte, aber eine Seele im Umgang. Bade schickte ihn trotz seiner Rennleistungen noch in die Prüfung nach Adelheidsdorf. Mit Weile gewann er, trotz Jahrgangsabzuges, mit 138,83 Punkten vor 38 Mitbewerbern, wobei er für Schritt und Galopp der Höchstnote 10 erhielt.

Matcho ging 1983 nach Oberndorf im Land Hadeln. Dort legte er locker einen Einstieg hin, von dem man nur träumen kann: aus seinem ersten Jahrgang brachte er 10 1a-placierte Töchter in den Dobrocker Ring! Die Züchterschaft vertraute dem kernigen Rappen, der sich selbst vererbte: seine Nachkommen haben überwiegend seine Ausstrahlung, seinen unvergleichlichen Typ, seinen trotz der nur mittleren Größe großen Rahmen, die praktische Halsung, die enorme Schulter und vor allem die Leistungskruppe, das trockene, harte, korrekte Fundament, seine Gehlust, seine bodenfressende Galoppade, aber auch seinen unglaublichen Schritt – und das Vergnügen zu springen. Unter den in Hannover eingesetzten Veredlern gleich welcher Herkunft war der schwarze Franzose stets so etwas wie ein weißer Rabe…

Das Vertrauen der Züchter in ihn war gerechtfertigt. Bis heute lieferte er 39 gekörte Hengste, darunter der großartige Typhengst Matula ( MV Don Carlos), die Leistungsprüfungsdritten Mangan (MV Goldstern), Metternich (MV Pik König), Morning Star (MV Wendekreis) und Mister A (MV Goldstein) oder den Körungssieger Maurice (MV Garibaldi II), 64 Staatsprämienstuten, 28 Verdener Auktionspferde und 127 Turnierpferde, letztere mit einer Gewinnsumme von rund 160.000 DM. Seine Talente verteilte er gleichmäßig: sowohl in der Dressur als auch im Springen brachte er es auf den positiven Index von 113 Punkten.

Matcho AA:   geboren 1976 – eingegangen 1993

Züchter:          Madame Roger Martinez, Frankreich

Besitzer:         Landgestüt Celle

 

Nithard

- von Kesbeth

Pancho II

 

 

 

Anisette III

- von Farceur III

Karikal IV

- von Nid D`or

Timab de Fondelyn

 

 

 

Mabri de Fondelyn

- von Camberet