Marquis AAV

 

Jan. 2011 Joachim Völksen

Er hat die Hannoversche Reitponyzucht sehr positiv beeinflusst.

 

Der Angloarabische Vollblüter Marquis hat die Hannoversche Reitponyzucht in den neunziger Jahren äußerst positiv beeinflusst und ist bis heute der mit Abstand erfolgreichste Veredlerhengst seines Verbandes.

Geboren wurde Marquis 1986 bei Elke Hennig in Bremen. Sein Vater war der bedeutende Angloaraber Matcho, der Zeit seines Lebens im Landgestüt Celle wirkte. Matcho selbst hinterließ 39 gekörte Söhne, 64 Staatsprämienstuten sowie unzählige Verdener Auktionspferde. Für einen Angloaraber in der Warmblutzucht ist dieses eine ganz besondere Leistung.

Marquis Mutter ist die Vollblutstute Fürstin XX. Eine Tochter des Bilderbuchvollblüters Cardinal XX, der bedauerlicherweise auf eine nur kurze Deckkarriere zurückblicken konnte. Über ihn wurden bereits zahlreiche Artikel (zufinden auch auf dieser Webseite) geschrieben, in denen seine außerordentlichen Fähigkeiten und Verdienste in Zucht und Sport gewürdigt wurden.

Wie kam es nun zu Marquis Karriere?

Mitte der 80er Jahre suchte Friedrich Gerdes, Ringstedt, gezielt nach einem Veredlerhengst für seine Deckstation, der durch sein Erbgut die Rittigkeit und Elastizität in der Reitponyzucht verbessern sollte. Er hatte dabei den Angloaraber Caid bzw. den Vollblüter Marsvogel im Hinterkopf, da diese sich bereits positiv in der Reitponyzucht vererbt hatten. Allerdings gab es bei Caid Nachkommen oft Übergrößen und bei Marsvogel Kindern hin und wieder Fundamentsprobleme. Was lag also näher nach einem Veredler Ausschau zu halten, der die Vorzüge des Angloarabers und des Vollblüters in sich vereinte?

Mit Hilfe des Geschäftsführers des Zuchtbezirks Stade, Burchard Schröder, und des damaligen Deckstellenvorstehers der Station Oberndorf, Heinz Gerstenkorn, wurde man 1986 schnell auf ein besonders elegantes Hengstfohlen des  Celler Angloarabers Matcho aus einer Vollblutmutter aufmerksam. Besonders stolz trabte es bei der Besichtigung Runde für Runde neben seiner Mutter her und hatte sofort alle überzeugt. Da die Linie der Fürstin eine relativ kleinwüchsige Vollblutlinie war, konnte man auch davon ausgehen, dass Marquis später ein Größenmaß erlangte, welches für die Reitponyzucht zweckmäßig und kalkulierbar erschien.

 

1988 wurde Marquis in Lumühlen gekört und als Reservegesamtsieger herausgestellt. 2 Jahre später absolvierte er mit großem Erfolg seine Leistungsprüfung in Medingen. In mitten zahlreicher Großpferde errang er einen beachtlichen 4. Platz. Mit ein klein wenig mehr Glück im Gelände hätte er locker den 2. Platz belegt. Besonders hervorzuheben war seine Rittigkeit. Hier erhielt er nicht nur überragende Noten von seinem Trainingsleiter, sondern auch von den Richtern und dem Fremdreiter. Von 1990 bis 1995 wurden Marquis außerordentlich viele Reitponystuten der unterschiedlichsten Blutführungen zugeführt. In einem Jahr brachte er es auf über 50 Bedeckungen, was für einen Veredlerhengst, der in der Reitponyzucht wirkt, eine außerordentlich hohe Frequentierung bedeutet. 15 gekörte Söhne und zahlreiche Staatsprämienstuten haben Marquis im Zuchtverband Hannover zum Vater. Zählt man die Staatsprämienstuten und gekörten Hengsten aus anderen Verbänden hinzu, erhöht sich der Bestand noch einmal sehr deutlich. Seine bekannteste Tochter ist sicherlich die wunderschöne Staatsprämienstute Enjoy Day-Dream (aus der Erle von Faruk), die nicht nur in der Zucht sondern auch im  Sport hoch erfolgreich war. Zu nennen sind auch die Söhne Mandingo (Deckstation Meyer, Dorum) und Marco Polo (Deckstation Oberbeck, Lumühlen), die sich bereits selbst und über ihre Kinder einen klangvollen Namen bereitet haben. Auch die Lebensgewinnsumme von Marquis Nachkommen kann sich sehen lassen. Mit 57.710,00 € (Stand: 2010) steht er immerhin im FN Jahrbuch Sport auf Platz 16 und findet sich unter den Top-Vererbern in der Reitponyzucht wieder.

Zeit seines Lebens wirkte er auf der Deckstation Bandholz von Friedrich Gerdes in Ringstedt. Später wurde das Gestüt von Tochter Ilka und Schwiegersohn Edgar Jagels weitergeführt. In den letzten Jahren erwarb ihn seine ständige Reiterin Linda Schiffer, Beverstedt, die ihn aber auf der Deckstation beließ und der Zucht weiter zur Verfügung stellte.

Obwohl er im Gestüt Bandholz ein herrliches Pferdeleben führen durfte; mit einer sehr geräumigen Außenbox, täglichem Auslauf im Paddock, ausgedehnten Ausflügen mit seiner Reiterin durch Feld, Wald und Flur, warfen ihn in den letzten Jahren einige Verletzungen zurück, wie z. B. ein von der Ursache her ungeklärter Kieferbruch. Mit viel Mühe und Geschick durch Tierarzt, Besitzerin und Pflegepersonal ging es Marquis bald wieder besser. Er wurde wieder ganz der Alte; konnte wieder geritten – und zum Decken eingesetzt werden.

Sehr überraschend und ohne besondere Vorwarnung kam es einige Jahre später zu einem Kreislaufversagen, an dessen Folgen er verstarb.

Marquis hat die Deutsche Reitponyzucht, insbesondere im Hannoverschen Pony- und Kleinpferdeverband ausnahmslos positiv beeinflusst. Über seine erfolgreichen Kinder und Großkinder wird er noch einige Jahre sichtbarer Bestandteil im Pedigree seiner überaus erfolgreichen Nachkommen bleiben.


Quellen: Friedrich Gehrdes,  Ilka Jagels, Jochen Glienke, Linda Schiffer

 

Marquis AAV:     geboren 1986 – eingegangen 2009

Prämienhengst, Elitehengst, Zuchtwertklasse I

Stockmaß: 1,52m

Züchter:     Elke Henning

Besitzer:    F. Gerdes/Fam. Jagels/L. Schiffer

 

Pancho II

 - von Nithard

Matcho AA

 

 

 

Timab de Fondelyn

- von Karikal IV





Cardinal

- von Off Key

Fürstin XX

 

 

 

Fabiola

- von Fiorentino

Bekannte Nachfahren

Enjoy Day-Dream 1996
Enjoy Day-Dream 1995